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Slavistische Fonts diesseits von Unicode

Solange es unter Unicode keine befriedigenden Lösungen für Altkyrillisch und Glagolitisch gibt, wird der Paläoslavist weiterhin darauf angewiesen sein, Fonts mit 8-er Kodierung einzusetzen. Dabei wird er um kostenpflichtige Fonts kaum herumkommen.

Der für das Altkyrillische längere Zeit im Netz kursierende Font Altrussisch ist als kommerzieller aus Dr. Berlin’s Foreign Font Archive inzwischen dort entfernt worden. (Legal wird er unter dem Namen Method von Sebastian Kempgen vertrieben.) Von den verbliebenen kostenlosen kommt am ehesten noch OldChurchSlavonicCyr in Frage (mit verfälschtem Copyright), ist aber hässlich und enthält auch fehlerhafte Formen. Er ist allenfalls mittellosen Studenten zu empfehlen. Für das Glagolitische gibt es dazu OldChurchSlavonicGla (© The Monotype Corporation 1992), der sich am sich am Zeichenvorrat der eckigen Glagolica orientiert und daher nicht einmal Zeichen für Nasalvokale enthält, für das Kirchenslavische also unbrauchbar ist. Für einige bessere glagolitische Fonts (Kij, der den Ductus der Kiewer Blätter nachahmt, und GlagolicaBulgaria von SynthesisSoft (© 1970 [sic!]), der wohl in Bulgarien gemacht worden ist und offenbar unter Fachleuten weitergegeben wird, kenne ich keine offizielle Bezugsquelle.

Wirklich vollständig sind sonst nur die nicht ganz billigen professionellen Lösungen: billiger bei Sebastian Kempgen, vollständiger bei Linguist’s Software. Die formal durchaus befriedigenden Fonts dieser Firma sind für das Neukirchenslavische ausgelegt, enthalten aber auch alle nur im Altkirchenslavischen gebräuchlichen Zeichen und sogar seltene Varianten, wenn auch teilweise etwas versteckt in einem Extrafont. Sonderzeichen für mittelalterliche Texte aus Bosnien und für das Altrumänische fehlen freilich auch hier wie sonst fast überall ganz.

Eine (preiswertere) Alternative zu Kempgens Method ist Izhitsa, die man legal zu einem maßvollen Preis in zwei Schnitten bei der Moskauer Firma ParaType erwerben kann. (Ebendort findet man die sehr empfehlenswerten Kir­chenslavischfonts Evangelie (eher neukirchenslavischer Schnitt) und Fita Church (ähnelt einer Poluustav-Handschrift), beide freilich nur im Type-1-Format). In Izhitsa fehlen leider einige Majuskeln (Ot, Ja, Je, das große Jus und die große präjotierte Jus, das große Šta hat fälschlich den Abstrich rechts), auch in Fita Church fehlt das Je und bei den Majuskeln das präjotierte Jus. Der Font wird unter dem Namen IzhitsaC/ wird auch frei angeboten, ebendort auch unter den Namen Izhitsa Cyrillic, Izhitsa Cyrillic 2, IzhitsaCTT und Izhitza (sic!), die alle denselben Font mit lediglich teils anderer Belegung und unter Weglassung doppelt vorhandener Zeichen darbieten. Izhitsa ist dennoch meine Empfehlung, wobei ich zu dem Original IzhitsaCTT rate. Ich habe diesen Font für meine eigenen Bedürfnisse korrigiert und ergänzt und darf sagen, dass er jetzt vollständig ist (einschließlich aller nötigen supralinearen Zeichen). Aus rechtlichen Gründen gebe ich meinen erweiterten Font Crkvica aber nur an Inhaber einer Lizenz für den Originalfont auf Anfrage kostenlos ab. Ausgesprochen schön (allerdings wegen der starken Unterlängen wohl gut geeignet, um slavische Handschriften zu reproduzieren, schlechter aber für Verwendung im lateinischen Fließtext) sind die sehr umfangreichen kyrillischen Fonts Hilandarski und Monah des Serben Zoran Kostić. Herr Kostić ist kein Slavist, was erklären mag, warum diese Fonts zahlreiche Ligaturen enthalten, die nie vorkommen, während andere noch fehlen. Es gibt aber zahlreiche auch seltene Buchstabenvarianten (auch der westlichen Kyrillica), die ebenso wie die Ligaturen im privaten Bereich abgelegt sind, so dass der prinzipiell nach Unicode ausgelegte Font nicht mit anderen kollidiert. Die letzte mir bekannte Version ist Nr. 6, Nr. 5 ist frei verfügbar, für anderes wende man sich bitte an den Autor. 

Besser als für das Kyrillische sieht es für das Glagolitische aus, jedenfalls für die kroatische Form der eckigen Glagolica. Außer dem genannten Unicode-Font gibt es unter derselben Adresse auch Fonts, die kroatische Altdrucke nachahmen (Epistula Croatica, Glagoljica uglata, Glagoljica Brevijar), daneben auch glagolitische Kursiven (Krška notarska škola, Privlačka parokijanska Ninska Skola). Inzwischen gibt es weitere sehr schöne Fonts durch den Düsseldorfer Nenad Hančić (Vinodolski zakon). Seine Fonts zielen alle auf Liebhaber der glagolitischen Schrift und ermöglichen es, schöne moderne kroatische Texte glagolitisch zu schreiben. Sie enthalten daher auch Zeichen, die man als Slavist nicht braucht (etwa zur Wiedergabe von lateinischen q, y und w), während bei den Ligaturen noch manches fehlt.

Für die runde Glagolica empfiehlt sich die professionelle Lösung bei Linguist’s Software, die als einzige Firma einen wirklich vollständigen Glagolitisch-Font anbietet, allerdings in einem wenig befriedigenden Schnitt.